Forschungsförderung ausrichten

Die Forschungsförderung ist ein wesentliches Element für den Ausbau bestehender Kompetenzen und die Erschließung neuer Technologien und Anwendungen in der Mikroelektronik.

Sie beschleunigt Innovationsprozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette und ist auf nachhaltige Wertschöpfung in Deutschland und Europa ausgerichtet. Durch die Verzahnung mit europäischen Programmen und durch internationale Kooperationen wird ihre Hebelwirkung noch verstärkt.

Wichtiger Hinweis

Die im Rahmenprogramm dargestellten Maßnahmen liegen in der Verantwortung der jeweils zuständigen Ressorts und werden – vorbehaltlich verfügbarer Haushaltsmittel – im Rahmen der geltenden Haushalts- und Finanzplanungsansätze (einschließlich Stellen / Planstellen) finanziert.

Ausbau der nationalen Förderung

Die Bundesregierung hat sich mit der neuen Hightech-Strategie das Ziel gesetzt, die Potenziale der Mikroelektronik gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft zu nutzen und zu stärken. Ansatzpunkte für die Ausrichtung der damit verbundenen Forschungsförderung sind gesellschaftliche Bedarfe sowie technologische Ziele in Deutschland und Europa, andererseits aber auch globale Entwicklungen in der Mikroelektronik und ihren Anwendungen. Auf Basis eines Positionspapiers der Bundesregierung zur Mikroelektronik vom Juni 2014 wurden Themenschwerpunkte der Förderung in einem Agendaprozess vorangetrieben – im engen Austausch mit den relevanten Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Branchenverbänden.

Maßnahmen reichen hier von Werkstattgesprächen mit breitem Ansatz, zum Beispiel für zukünftige Herstellungstechnologien für die Mikroelektronik, bis hin zu Gesprächen zu Einzelthemen mit Fachexpertinnen und -experten. Unter Beteiligung von Akteuren des Maschinen- und Anlagenbaus wurde insbesondere der Forschungsbedarf bei Elektronik- und Sensorsystemen für den Einsatz in Industrie 4.0 diskutiert. Ein weiteres Element der Strategieentwicklung des BMBF ist die kontinuierliche Analyse laufender Forschungsprojekte, beispielsweise in der Leistungselektronik. In Expertengesprächen diskutierte das BMBF zum Beispiel unter Beteiligung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Zukunftsperspektiven und Forschungsprojekte in der eindimensionalen Elektronik, die Potenzial für neuartige Elektronik- und Sensorik birgt.

Im Kapitel "Forschung und Innovation" sind bereits Schwerpunkte für die Forschungsförderung festgelegt, die während der Laufzeit des Programms bis zum Jahr 2020 im Dialog weiterentwickelt, priorisiert und berücksichtigt werden sollen. Die Förderung erfolgt vor allem in Verbund- oder Einzelprojekten. Bei den Auswahlentscheidungen über einzelne Fördermaßnahmen werden neben der Qualität des Forschungsansatzes auch die Verwertungschancen und die Hebelwirkung für den Standort Deutschland betrachtet. Für die Laufzeit in den Jahren 2016 bis 2020 plant das BMBF bis zu 400 Millionen Euro für das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation in der Mikroelektronik bereitzustellen.  

Wichtiger Hinweis

Diese Förderung erfüllt die Voraussetzungen der Verordnung (EU) Nr. 651/2014 der EU-Kommission vom 17. Juni 2014 zur Feststellung der Vereinbarkeit bestimmter Gruppen von Beihilfen mit dem Binnenmarkt in Anwendung der Artikel 107 und 108 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union („Allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung“ – AGVO, Amtsblatt L 187 vom 26.6.2014, S. 1) und ist demnach im Sinne von Artikel 107 Absatz 3 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union mit dem Binnenmarkt vereinbar und von der Anmeldepflicht nach Artikel 108 Absatz 3 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union freigestellt. Gemäß Artikel 1 Nummer 4 a) und b) AGVO werden Unternehmen, die einer Rückforderungsanordnung aufgrund einer früheren Kommissionsentscheidung zur Feststellung der Rechtswidrigkeit und Unvereinbarkeit einer Beihilfe mit dem Binnenmarkt keine Folge geleistet haben, von der Förderung ausgeschlossen.

Verzahnung mit europäischen Maßnahmen

Das europäische Forschungs- und Innovationsförderprogramm „Horizont 2020“ wird von 2014 bis 2020 die Positionierung der europäischen Volkswirtschaften unter anderem durch die Stärkung der Schlüsseltechnologien unterstützen. Die Europäische Kommission hat darüber hinaus im Jahr 2013 „Eine europäische Strategie für mikro- und nanoelektronische Komponenten und Systeme“ veröffentlicht. Kernziele sind eine deutliche Erhöhung des europäischen Anteils am Halbleiterweltmarkt, die Fokussierung auf europäische Stärken und führende Kompetenzcluster sowie die Unterstützung des Wachstums von kleinen und mittleren Unternehmen.

Die Bundesregierung unterstützt mit diesem Rahmenprogramm die Strategie der Europäischen Kommission für mikro- und nanoelektronische Komponenten und Systeme. Die europäischen Programme und Strategien bilden einen Rahmen, der durch die Maßnahmen der Mitgliedstaaten ausgestaltet wird. Ziel der Bundesregierung ist die Stärkung der nationalen Mikroelektronikbranche als Teil des europäischen Innovationssystems, um mit innovativen und nachhaltigen Produkten neue Märkte zu erschließen und die Wertschöpfung der Mikroelektronik in Deutschland und Europa bis 2020 deutlich zu erhöhen.

Von besonderer Bedeutung für die Mikroelektronik ist die europäisch ko-finanzierte Forschungsinitiative „Electronic Components and Systems for European Leadership“ (ECSEL), für die etwa 1,4 Milliarden Euro aus „Horizont 2020“ von 2014 bis 2020 von der EU bereitgestellt werden. In ECSEL werden anwendungs- und technologieorientierte Projekte mit Partnern aus mindestens drei Ländern und entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefördert. Insbesondere bietet ECSEL die Möglichkeit, forschungsgetriebene Pilotlinien zu unterstützen, die im Brückenschlag von der Forschung in die Wertschöpfung in Europa die Fertigung neuer Produkte vorbereiten. Die Europäische Union und die teilnehmenden Mitgliedsstaaten engagieren sich in ECSEL zu gleichen Teilen finanziell. Das BMBF wird bei seiner Forschungsförderung die in diesem Programm dargestellten Schwerpunkte in ECSEL einbringen und damit die Förderung deutscher Akteure durch ECSEL erheblich verstärken.

Um über ECSEL hinaus in ausgewählten Bereichen die europäische Forschungszusammenarbeit weiter zu verstärken, haben Frankreich, die Niederlande, Belgien und Deutschland mit Unterstützung von Spanien, Ungarn und der Türkei den EUREKA-Cluster „Pan European partnership in micro and Nanoelectronic Technologies and Applications“ (PENTA) auf den Weg gebracht, der auf eine Laufzeit von 2016 bis 2020 ausgelegt ist. In PENTA bietet sich zusätzlich die Möglichkeit, strategisch fokussierte Forschungsschwerpunkte voranzutreiben, die in ECSEL aufgrund der großen Anzahl der teilnehmenden Fördergeber nicht ausreichend abgedeckt werden können. Der Cluster PENTA nimmt in Ergänzung verstärkt die Anwendungen Automobilelektronik, Medizintechnik und Industrie 4.0 in den Fokus und ermöglicht Projekte schon ab zwei Partnern aus zwei EUREKA-Ländern.

Die Beteiligung deutscher Unternehmen und Forschungseinrichtungen an PENTA wird auf Basis dieses Programms gefördert. Damit sowohl in ECSEL als auch in PENTA verbesserte Beteiligungschancen für KMU entstehen, werden gezielte Informationsmaßnahmen in der Förderberatung des BMBF eingerichtet (siehe: Innovative kleine und mittlere Unternehmen stärken).

Zur Sicherung von Kompetenzen ist die länderübergreifende Zusammenarbeit wichtig, beispielsweise mit Frankreich zu anwendungsspezifischen CMOS-Technologien und den Niederlanden zu Lithographie und Produktionstechnologien. In diesem Zusammenhang wird auch die Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft zur Intensivierung der Zusammenarbeit mit europäischen Forschungseinrichtungen wie CEA-Leti in Frankreich, IMEC in Belgien und TNO in den Niederlanden begrüßt.